Gedichte zum 80. Geburtstag


Gedichte zum 80. Geburtstag


Einem Unbekannten zum 80. Geburtstag

mit Azaleen

Einer, der dich nie gesehen,
Grüßt dich im Vorübergehen.
Wie man einen Baum im Wald,
Der, recht stattlich, groß und alt,
Viele Stämme, Büsche, Matten
Ueberdacht mit seinem Schatten
Ehrfurchtsvoll begrüßen mag,
Grüß' ich dich am heutigen Tag;
Dich und deinen guten Stern.
Und wie man im Wandern gern
Auf die Wurzeln solcher Eichen,
Die den Himmel schier erreichen,
Eine Hand voll Blumen streut,
Also, Alter, leg' ich heut'
Unter Wünschen, unter Grüßen
Diese Blumen dir zu Füßen.
Blühe, grüne frisch und heiter,
Starker Stamm und lebe weiter
Viele, viele Jahre noch,
Lebe weiter, lebe hoch!
Von der Wurzel bis zur Blüte
Gott der Herr dich treu behüte!
Was ich sonst noch von dir wolle?
Leider Nichts!... Doch!...Nimm das volle
Glas zur Hand mit edlem Weine
Und wie ich heut' auf das deine
Trinke du auf's Wohlergehen
Eines, den du nie gesehen!
Trinke drauf, daß guter Dinge
Ich's auch an die Neunzig bringe!
Glückwunsch solches alten Herrn,
Den erhört der Himmel gern.

Wie ich heiße, wer ich sei,
Ist dabei ganz einerlei.
Bin ein Mensch, wie's viele sind,
Halbwegs zwischen Greis und Kind.
Alte Bücher, alten Wein,
Alte Menschen, alte Eichen
Lieb' ich und noch mehr dergleichen-
Manches darf auch jünger sein.
Doch gehört das nicht hieher.
Bin ein Mann, wie andre mehr.
Einer, den du nie gesehen,
Grüßt dich im Vorübergehen.

Hans Hopfen


Zum Achtzigsten

Dem Universitätsprofessor Dr. M. Schlager

Ein Fröhlicher sein, wenn die Jugend gärt,
Wie Edelmost schäumend und brausend -
Das ist nicht des Redens und Rühmens wert,
Denn das erleben viel Tausend.

Doch alternd bewahren jungfröhlichen Mut,
So sonnig und sieghaft wie Deiner -
Dies selige Schicksal, dies köstliche Gut
Erobert von Tausend kaum einer.

Noch zittert beim Umtrunk Deine Hand
Nicht unter des Trinkhorns Gewichte,
Und besser als Dir steht das Burschenband
Dem Jüngsten nicht zu Gesichte.

Dem kernigen deutschen Eichenholz
Gleichst Du an Dauer und Tugend.
Du bist der alten Gesellen Stolz
Und das leuchtende Vorbild der Jugend.

Drum, dienstbare Hebe, mein Stammglas her!
Auf daß ich den Achtziger lobe.
"Bleib jung!" so ruf' ich und sonst nichts mehr;
Dann Ex! - und die Nagelprobe.

O. Kernstock


Zum 80. Geburtstag

Wem Gott ein hohes Alter schenkt
Voll Manneskraft und Mut,
Mit einem Blicke ungesenkt,
Dem ist er wahrlich gut.
Ihn ehr't das Weib, ihn ehr't der Mann
Den rüst'gen Ehrengreis;
Die Jugend sieht ihn staunend an
Und jauchzt ihm Ruhm und Preis.

Er sah der Menschen kommen viel,
Und sah sie wieder geh'n;
Nur er blieb, fern vom Grabesziel,
Noch ungerufen steh'n.
Um seine Stirne glänzt der Kranz
Der Weisheit dieser Welt,
Wie Abendrot vom Sonnenglanz
Den letzten Strahl erhält.

Dir, Vielverehrtem, bring' ich dar
Dies treue Jubellied,
Der heute volle Achtzig Jahr
In seinem Leben sieht.
Was wechselhaft mit Dir geschah,
War's Freude oder Schmerz;
Noch immer stehst Du rüstig da,
Und warm noch pocht Dein Herz.

O mögen noch der Jahre viel
Dir sanft vorüber flieh'n;
Noch ferne bleibe Dir das Ziel,
Wo die Zypressen blüh'n.

Wer kann auch inniger, als ich,
Dies Glück für Dich erfleh'n;
Wer schmerzlicher sich ohne Dich
Einst hier auf Erden seh'n!

O möchte lange, lange noch
Dein Geist auf Erden sein.
Und kräftige Gesundheit doch
Dich immerdar erfreu'n!

Nicht Worte nur, nicht ein Gedicht
Von Fantasie erzeugt; -
Der Wunsch, den meine Seele spricht,
Sei hier Dir überreicht.
Und was die Seele heiß und treu
Erfleht von Gott, dem Herrn,
Das führt erfüllend er herbei,
Denn er beglücket gern.

Sammlung von Gelegenheitsgedichten, 1852


An Eduard Grell

Zum achtzigsten Geburtstag am 6. November 1880

Ein Sämann ging, der Schönheit Samen
Mit vollen Händen auszustreun,
Und alle guten Menschen kamen,
An seinen Wundern sich zu freun.
Er ließ in tiefen Herzenstönen
Der Lieder reiche Fülle sprühn,
Er ließ die Liebe zu dem Schönen
Auch tief in unsre Herzen glühn.

O laß auch uns in frohen Weisen
Dir unsers Herzens Wünsche weihn;
Am Tage, da dich alle preisen,
Soll unser Dank der erste sein.
Zuerst in unsern heil'gen Hallen
Ertönte dein lebendig Wort;
Es ist auf guten Grund gefallen
Und wächst und blüht nun immer fort.

Noch immer tönt um dies Gebäude
Voll Andacht, Kraft und Innigkeit
In zarter Lieder Klang die Freude,
Die ernste, die das Leben weiht.
Wir fühlen nach, was edle Geister
An diesem Tage froh bewegt;
Wir rufen Heil dem guten Meister,
Und Heil der Kunst, die er gepflegt.

Hans Georg Meyer


Marie von Ebner-Eschenbach

Zu ihrem achtzigsten Geburtstage

Ich heb' die Leier hoch, um dir zu huldigen,
Und - stocke gleich: ich bin die Stimme nicht,
Die dir zum Lohn heut Dankesworte spricht!
Müßt' ich mich doch vor deinem Volk entschuldigen!

Sein ist der Dank! - Da hebst du die geduldigen,
Die weisen Finger, weise durch Verzicht
Und weiser noch durch Spenden, zum Gesicht
Und lächelst mild: "Soll es den Runzeln huldigen?

Gott ließ mich seine Welt mit Augen sehn,
Als ob ihr Urteil ihm nicht wertlos wär';
Sie sahn entstehn und wachsen und vergehn.

Mein ist der Dank!" - Und lächelst mild. Und sieh,
An deine Kunst fürwahr denk' ich nicht mehr,
Vor dir, du ganzer Mensch, beug' ich das Knie ...

Hugo Salus


Als mein Vater achtzig Jahr' alt geworden

Gottes Segen! Achtzig Jahr!
Krause Löckchen, greises Haar!
Wie viel Sonnen euch beschauet,
Wie viel Regen euch bethauet!
Wie viel' Lüftchen euch durchzogen,
Wie viel' Stürm' euch schon durchflogen!
Flattert lange noch geschäftig
Um ein Haupt, im Kerne kräftig!
Gottes Segen! Achtzig Jahr!
Sproß noch lange, liebes Haar!

Gottes Segen! Achtzig Jahr!
Dunkles Auge, treu und klar!
Wie viel' Blicke, hangend, bangend,
Von dem Helfer Heil verlangend
Hast du tief in dir gespiegelt,
Wie viel Geist beredt entsigelt,
Wie viel Lieb' hast du gestralet,
Die sich nur mit Liebe zalet!
Gottes Segen! Achtzig Jahr!
Stral uns lang noch, Auge klar!

Gottes Segen! Achtzig Jahr!
Herz, uns eigen, mild und wahr!
Laß die Deinen Dich umschlingen!
Viele sind's, die Liebe bringen,
Vielen bist du Freund und Rater,
Aber uns der Mann und Vater,
Schatz, vom Himmel uns gegeben!
Klopf noch lang in frischem Leben,
Herz uns eigen, mild und wahr!
Gottes Segen! Achtzig Jahr!

Emilie Ringseis


Zu meiner Mutter achtzigstem Geburtstag

Auch du, mein Mütterlein, nun achtzig Jahr!
Ich streichle dir das liebe greise Haar,
Ich küsse dir die rosig alten Wangen,
Den Mund, noch hold von Lächeln oft umfangen,
Daraus noch Perlen blitzen weiß und klar,
Du bist noch schön trotz deiner achtzig Jahr.

Mit Dankesinbrunst küss' ich diese Hand,
Die stets so treu, so gütig ich befand,
Die uns voll Ernst zum Ernste hingelenkt,
Doch überreich mit Freuden uns beschenkt!
O Mutterherz, das nur in Liebe quoll,
O reicher Geist, so witz= und lebensvoll!

Dir säng' ich gern ein Lied zu lautem Preise,
Ich säng' es dir in schönverschlungner Weise,
Was du gewesen, was du bist noch heut,
Wie mir's die Wahrheit und mein Herz gebeut;
Du aber bist geschämig ganz und gar,
Du zanktest mich trotz meiner vierzig Jahr.

Auch dich beschweret zwar des Alters Last,
Das mit sich bringt manch unerbetnen Gast;
Doch weilst du, Mütterlein, im Kreis der Deinen,
Bist, Gattin, im Besitz des trauten Einen; -
So wandre lang noch, Greisin mit dem Greis!
Gott segne dich, Ringseisin mit Ringseis!

Emilie Ringseis


Gedichte zum 80. Geburtstag